Tuomas Markunpoika

Im Jahr 2021 hat das Das Finnland-Institut in Deutschland erneut einen finnischen Designer, indem es seinen Aufenthalt auf Schloss Hollenegg sponsert. Tuomas Markunpoika ist ein finnischer Designer, der in Berlin lebt und arbeitet. Im Jahr 2012 gründete er das «Studio Markunpoika», nachdem er seinen MA in Contextual Design an der Design Academy Eindhoven abgeschlossen hatte. Die Arbeit von Studio Markunpoika bewegt sich zwischen Design und Kunst, Industrie und Handwerk. Jedes Werk spiegelt die Anziehungskraft des Designers für die Interaktion zwischen der physischen und der metaphysischen Welt wider; seine Objekte sind nicht nur «materiell», sondern offenbaren die geheimnisvollen Erinnerungen und sentimentalen Werte, die ihnen zugeschrieben werden. Ob funktional oder rein skulptural, Markunpoikas Arbeiten laden uns ein, über den Begriff des Wertes nachzudenken und Objekte jenseits ihrer vorhersehbaren Bedeutung zu erkunden.

Passage
Für Schloss Hollenegg arbeitete Tuomas Markunpoika am Motiv der Tür als symbolischer Übergang zwischen zwei Welten. In seinem eigenen Stil rekonstruierte er eines der prachtvollen Holzportale aus den Gobelinzimmern und «verlegte» es in den Innenhof des Schlosses. Passage ist ein ornamentaler Türrahmen, der im Innenhof von Schloss Hollenegg installiert wurde. Es handelt sich um eine Nachbildung eines bestehenden Türrahmens aus dem Gobelinzimmer, den Tuomas Markunpoika aus Polystyrol und einer Polymerschicht neu interpretiert hat. Im Schloss Hollenegg zeigen viele dekorative Ornamente Szenen oder Stilepochen, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen – tatsächlich sind sie jedoch oft nur wenige hundert Jahre alt. Sie sind Kopien, die verlorene Kontexte und Geschichte ersetzen oder die Erzählung des Schlosses bereichern sollen. Markunpoika knüpft mit seinem Werk an diese Praxis an: Das Konzept der Kopie kann auf unterschiedliche Weise verstanden werden. In China gibt es zwei Begriffe für Kopien: Fangzhipin sind Nachahmungen, bei denen der Unterschied zum Original erkennbar ist – etwa Miniaturmodelle aus dem Museumsshop. Fuzhipin hingegen sind exakte Reproduktionen des Originals, die als gleichwertig gelten und keine negative Konnotation haben. Im Gegensatz zum Westen, wo das Original oft wie eine Reliquie verehrt wird, hat der Osten eine gänzlich andere Technik der Bewahrung entwickelt, die womöglich effektiver ist als Konservierung oder Restauration: Sie erfolgt durch kontinuierliche Reproduktion.