Studio Sain wurde 2018 gegründet von Namuun Zimmermann (deutsch-mongolischer Herkunft) und Martijn Rigters (Niederlande). Beide sind Absolvent*innen des Royal College of Art und verfolgen einen menschenzentrierten Designansatz, der sich über Objektgestaltung, Forschung und Lehre erstreckt. Das Studio arbeitet zwischen Shanghai und Wien und hat es sich zum Ziel gesetzt, durch Materialforschung und nachhaltige Produktionsmethoden die zeitgenössische Designpraxis neu zu definieren.
Koi Vases ist eine Sammlung von acht Gefässen, deren Muster von einer farbenfrohen Karpfenart – dem Koi – inspiriert sind. In Anlehnung an die chinesische Vorliebe für Symmetrie lassen sich die Vasen in vier Paare unterteilen und stellen ein Beispiel kultureller Hybridität dar. Ausgangspunkt für das Projekt war ein chinesisches Porzellanstück aus dem Schloss Hollenegg. Die Vasen durchlaufen eine Transformation in Form und Dekor – von historisch definierten Mustern hin zu zeitgenössischer Abstraktion. Diese Kollektion basiert auf der Idee, dass Hybridität keine Eigenschaft ist, die in einem Objekt «eingefangen» werden kann, sondern ein fortlaufender Prozess ist. Dieser entsteht durch das Zusammenspiel verschiedenster kultureller Werte, aus dem neue Formen von kulturellem Erbe hervorgehen. Traditionelle chinesische Keramiken sind oft fein und reich verziert, mit Symbolen für Glück, Gesundheit, Weisheit und Zufriedenheit. Gleichzeitig spiegeln sie immer auch eine bestimmte Epoche wider. Ebenso haben Fische – insbesondere Koi-Karpfen – in der ostasiatischen Kultur seit jeher eine bedeutende Rolle als Symbole für Reichtum und Überfluss gespielt. Entsprechend finden sich Darstellungen von Koi seit Jahrhunderten auf Keramikgefässen. Historisch bemisst sich der Wert eines Keramikstücks vor allem an der Reputation des Handwerkers und der aufgewendeten Zeit für die handgemalte Dekoration. Die «Milk and Blood Vase», die als Inspirationsquelle diente, besitzt ein weisses und eisenrotes Farbschema. Sie wurde im Stil chinesischer Keramiken gefertigt, wie er im 19. und 20. Jahrhundert von europäischen Sammlern besonders begehrt war. Ein Grossteil der Keramikproduktion in Jingdezhen (China) war auf den Export ausgelegt – mit dem Ergebnis, dass viele dieser Objekte «verpflanzt» wurden und selbst zu kulturellen Hybriden wurden.